Sieben Wochen zum Nachdenken

Sowohl in der römisch-katholischen als auch in der orthodoxen Kirche beginnt 40 Tage vor Ostern die Fastenzeit, in der die Menschen auf viele reichhaltige Lebensmittel verzichten. Aber warum gibt es diese Fastenzeit überhaupt?

Kinder dürfen nicht fasten, weil sie sich im Wachstum befinden. Aber sie können z.B. Schokolade gegen Obst und Gemüse tauschen. / www.foto-fine-art.de / pixelio.de

Von Kristina Großehabig

Vor Beginn der Fastenzeit feiert man in Deutschland und vielen anderen Ländern Karneval bzw. Fastnacht. An diesem mehrtägigen Fest verkleiden sich die Menschen, tragen verschiedene Kostüme und dürfen vor allem ausgiebig schlemmen. Während des Karnevals gibt es sehr viele leckere und vor allem süße Speisen, wie zum Beispiel Krapfen. Am letzten Tag des Karnevals, dem Aschermittwoch, beginnt die Fastenzeit. Fortan verzichten viele gläubige Christen 40 Tage lang auf den Verzehr bestimmter Lebensmittel und Getränke. Im Mittelalter waren das z.B. Milchprodukte, Eier, Fleisch oder Alkohol.

Heute entscheiden viele Menschen selbst, was sie in den nächsten Wochen nicht mehr essen bzw. nicht mehr tun werden. Denn heutzutage gibt es viele, die nicht nur auf bestimmte Produkte verzichten möchten, sondern z.B. auch auf Internet oder soziale Netzwerke.

Das Fasten hat eine lange Tradition in der Kirche. Bereits seit dem 2. Jahrhundert fasten Menschen. Der Grund: In der Bibel ist überliefert, dass Jesus sich 40 Tage lang in einer Wüste aufhielt, fastete und in dieser Zeit jeglicher Versuchung durch den Teufel entsagte. Heute sollen die Menschen durch das Fasten in sich kehren, sich ihrer Sünden bewusst werden und Buße tun. Zudem sollen sie durch den Verzicht auf bestimmte Lebensmittel ein Solidaritätsgefühl gegenüber den Ländern der Dritten Welt entwickeln.

Üblich ist es in der Fastenzeit auch, in den Kirchen den Altarraum mit einem sogenannten Hungertuch zu verhängen, sodass die Gläubigen den Gottesdienst nur hörend verfolgen können. In der römisch-katholischen Kirche dauert die Fastenzeit bis zum Samstag vor Ostern, d.h. in diesem Jahr bis zum 4. April.

In der evangelischen Kirche wird das Fasten nicht so streng gesehen. Eine Besonderheit ist hier die Fastenaktion „Sieben Wochen ohne“, die 1983 ins Leben gerufen wurde und durch die mehr Menschen zum Fasten im Sinne von Verzicht auf bestimmte Gewohnheiten aufgefordert werden sollen. In diesem Jahr steht die Aktion unter dem Motto „Du bist schön! Sieben Wochen ohne Runtermachen“. Es geht dabei in erster Linie darum, die eigenen Wertvorstellungen zu überdenken: Abweichungen von der Traumfigur am eigenen Körper akzeptieren, den Gesang der Nachbarin unter der Dusche dulden oder dem Kollegen ein Lächeln mehr schenken.

Auch in Russland wird vor Beginn der Fastenzeit ein letztes Mal ausgiebig gefeiert und gegessen. Hier feiert man die Masleniza, die Butterwoche. Danach beginnt das Große Fasten, das in diesem Jahr bis einschließlich Samstag, den 11. April, dauern wird. In dieser Zeit sollen die Menschen vor allem auf tierische Produkte wie Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Eier verzichten. Auch in der orthodoxen Kirche soll das Fasten eine Reinigung des Körpers und der Seele bewirken.

 

 

  Lesehilfe

die Fastenzeit – пост; время поста
reichhaltig – богатый; скоромный
die Fastnacht – заговенье; канун поста
ausgiebig – обильно; щедро
schlemmen – пировать; чревоугодничать
der Krapfen – пончики с повидлом
der Aschermittwoch – пепельная среда
der Verzehr – потребление
entsagen – отрекаться; отказываться
in sich kehren – уйти в себя; задуматься
Buße tun – каяться; приносить покаяние
die Gewohnheit – привычка
die Wertvorstellung – представление о ценностях
überdenken – переосмыслить

 

 

 

Aufgaben

1. Fülle die Lücken aus.

a) Vor Beginn der Fastenzeit feiert man in Deutschland ________.
b) Dabei verkleiden sich die Menschen und dürfen vor allem ausgiebig __________.
c) Während des Karnevals gibt es sehr viele leckere und vor allem süße _______, wie zum Beispiel Krapfen.
d) Am letzten Tag des Karnevals, dem ______________, beginnt die Fastenzeit.
e) Fortan verzichten viele Christen 40 Tage lang auf den _______ bestimmter Lebensmittel.
f) Im ___________ waren das z.B. Milchprodukte, Eier, Fleisch oder Alkohol.
g) Heute entscheiden viele Menschen selbst, was sie
in den nächsten _______ nicht mehr essen bzw. nicht mehr tun werden.

2. Was passt nicht in die Reihe?

a) Karneval – Krapfen – Internet
b) Aschermittwoch – Alkohol – Fastenzeit
c) Lebensmittel – Kirche – Hungertuch
d) römisch-katholisch – Ostern – 12. April
e) Russland – Fastenaktion – 1983
f) Fasten – 4. April – orthodox

 

 

 

 

 

 

 

Lösungen

 

1.a) Karneval; b) schlemmen; c) Speisen; d) Aschermittwoch; e) Verzehr; f) Mittelalter; g) Wochen
2. a) Internet; b) Alkohol; c) Lebensmittel; d) 12. April; e) Russland; f) 4. April

 

 

 

 
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