Totales Diktat

Diktate in russischer Sprache zu schreiben, liegt voll im Trend. Natürlich nur, wenn die Rede von der jährlich durchgeführten Bildungsaktion „Totales Diktat“ ist, die auf die richtige schriftliche Ausdrucksweise aufmerksam machen möchte. Am 18. April können alle Interessierten erneut ihre Rechtschreibkenntnisse überprüfen. Der Text für den Diktatwettbewerb stammt von einem modernen russischen Schriftsteller (von wem, ist noch geheim) und wird in fast 400 Orten weltweit vorgelesen werden.

 

IVDK

Die Russlanddeutschen haben diese Initiative aufgegriffen und eine ähnliche Aktion in deutscher Sprache gestartet. Das erste „Totale Diktat“ fand 2013 im Deutsch-Russischen Haus in Tomsk statt. 2014 folgten Barnaul und Nowosibirsk. Im Jahr 2015 stieg auch das DRH in Moskau mit ein.

Das Projekt „Totales Diktat“ fand vom 19. bis 21. Februar statt und wurde anlässlich des Jahres der deutschen Sprache und Literatur in Russland und der russischen Sprache und Literatur in Deutschland 2014/2015 sowie des Internationalen Tages der Muttersprache  am 21. Februar durchgeführt.

Werfen Sie gern einen Blick auf die Diktattexte aus dem Jahr 2015. Überprüfen Sie Ihre Kenntnisse! 

Empfehlungen für das Vorlesen

1. Das Diktat dauert 40 Minuten.
2. Der Text wird im gemäßigten Tempo vorgelesen, ein besonderer Akzent auf bestimmte Wörter und Endungen soll nicht gesetzt werden.
3. Der Text wird zunächst in ganzer Länge vorgelesen. Es wird empfohlen, etwas über die entsprechenden Texte und deren Autoren zu erzählen.
4. Der Lehrer kann einige unbekannte Wörter erklären:  Unterküchenmeister (младший дворцовый повар), geschlachtet (распотрошенный), Trüffelfüllung (трюфельная начинка) (aus dem Märchen „Zwerg Nase“; Eigennamen (Jens Ole Jepsen, Max Ludwig Nansen) und die Bezeichnungen geographischer Objekte (Rugbüll, Bleekenwarf) aus dem Roman „Deutschstunde“ sollen auf der Tafel aufgeschrieben werden.
5. Jeder Satz wird dreimal vorgelesen.
6. Nach dem Diktat wird der Text noch einmal in seiner Gänze vorgelesen.

 Wilhelm Hauff
Zwerg Nase

Das Märchen „Zwerg Nase“ von Wilhelm Hauff erschien 1826 in seinem „Märchen-Almanach auf das Jahr 1827 für Söhne und Töchter gebildeter Stände“.

Der Herzog hatte seinen Unterküchenmeister besonders gern. Trotzdem waren die anderen Diener und Beamten des Herzogs nicht neidisch auf Zwerg Nase. Zwerg Nase war zu allen freundlich und half, wo er helfen konnte. Er verteilte auch gern schöne Geschenke. Alle im Schloss durften von den guten Speisen essen. Sie freuten sich darüber.
Zwerg Nase kaufte aber auch lebende Tiere ein. Karpfen, Forellen und andere Speisefische wurden in Eimern zum Schloss getragen. Auch Hühner, Puten, Enten und Gänse kaufte der kleine Koch lebend ein. Diese Tiere wurden erst im Schloss geschlachtet.

Der Herzog aß sehr gern Gänsebraten. Zwerg Nase füllte die geschlachteten Gänse. Manchmal füllte er sie mit Birnen, Äpfeln oder Pflaumen. Am liebsten aber aß der Herzog Gänse mit Trüffelfüllung. Trüffel sind kostbare, seltene Pilze, die in der Erde wachsen.

 Heinrich Böll
Über die Brücke

    Die ersten literarischen Veröffentlichungen Bölls fallen in das Jahr 1947. Es sind Erzählungen, die dem Thema des 2. Weltkrieges und den ersten Nachkriegsjahren in Deutschland gewidmet sind und in denen Böll als leidenschaftlicher Gegner des Faschismus und des von ihm entfachten Krieges auftritt.

Dieses Haus stand auf der Erde, meine Augen stürzten sich auf das Haus. Das Haus hatte einen rötlichen Bewurf, war sehr sauber, die Umrandungen der Fenster und alle Sockel waren mit dunkelbrauner Farbe abgesetzt. Zwei Stockwerke, oben drei Fenster und unten zwei, in der Mitte die Tür, zu der eine Freitreppe von drei Stufen emporführte. Und jedesmal, wenn es nicht allzusehr regnete, saß auf dieser Freitreppe ein Kind, ein kleines Mädchen von neun oder zehn Jahren, ein spinnendünnes Mädchen mit einer großen, sauberen Puppe im Arm, und blinzelte missvergnügt zum Zuge herauf.

 Siegfried Lenz
Deutschstunde

Der Roman „Deutschstunde“ von Siegfried Lenz erschien 1968. Er bringt das zentrale Thema der deutschen Nachkriegsliteratur auf den Punkt: Schuld und Pflicht.

Im Jahr dreiundvierzig, um mal so zu beginnen, an einem Freitag im April, morgens oder mittags, bereitete mein Vater Jens Ole Jepsen, der Polizeiposten der Außenstelle Rugbüll, der nördlichste Polizeiposten von Schleswig-Holstein, eine Dienstfahrt nach Bleekenwarf vor, um dem Maler Max Ludwig Nansen, ein in Berlin beschlossenes Malverbot zu überbringen. Ohne Eile suchte mein Vater Regenumhang, Fernglas, Koppel, Taschenlampe zusammen, machte sich mit absichtlichen Verzögerungen am Schreibtisch zu schaffen, knöpfte schon zum zweiten Mal den Uniformrock zu und linste  immer wieder in den misslungenen Frühlingstag hinaus und horchte auf den Wind. Unser Wind, will ich meinen, machte die Dächer hellhörig und die Bäume prophetisch, er ließ die alte Mühle wachsen, fegte flach über die Gräben und brachte sie zum Phantasieren.

 

 

 

 

 

 

Tolles Diktat 2024
 
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